Die Historie des Club Atlético de Madrid S.A.D.
Angefangen vom Datum der Vereinsgründung am 26. April 1903 bis zum heutigen Tag hat Atlético Madrid seine Sympathisanten in über 100 bewegten Jahren durch wahre Wellenbäder der Gefühle geschickt. Was als Hauptstadt-Ableger von Athletic Bilbao begann, wurde schnell zum professionell arbeitenden Großverein, der sich neben Real Madrid als lokale Größe festigte und nicht durch Zufall auch Gründungsmitglied der spanischen Fußballliga war. Schon damals war der Club vor überraschenden Abstiegen und tiefen finanziellen Krisen nicht gefeit, durch die den Verantwortlichen jedoch gleichzeitig bewusst wurde, welch treue und fanatische Fans man im Rücken weiß. Somit überrascht es nur vordergründig, dass der Fanzuspruch in den schlimmsten Zeiten am zahlreichsten war. Sowohl in den 30er und 40er Jahren (als der Club mit der spanischen Luftwaffe “zwangsfusioniert” wurde), als auch zu Beginn des neuen Jahrhunderts, einer Phase, in der beinahe täglich um das Überleben gefürchtet werden musste.
Wenngleich das Leiden und der Misserfolg untrennbarerer Teil einer lebendigen Historie sind, besaß Atlético auch viele tolle Mannschaften, die oft um Pokale und Meisterschaft spielte. Von der ersten Meisterschaft 1940 bis zur vorerst letzten in 1996, beendete der Club neunmal eine Saison als Erster, die gleiche Zahl an Erfolgen stehen auch im Copa del Rey zu Buche. Hinzu kommen Erfolge im Europapokal der Pokalsieger (1962) und Weltpokal (1975). Die ganz Krönung, sprich der Gewinn des Europapokal der Landesmeister – in dessen Finale Atlético 1974 stand – blieb jedoch aus, bezeichnenderweise auf tragische Art und Weise.
Die Historie von Atlético ist auch die Geschichte großer Spieler, angefangen von der “schwarzen Perle” Ben Barek, über den genialen Brasilianer Vava, Top-Torjäger Luis Aragones, “Dauerbrenner” Adelardo oder auch “Sicherheitscomputer” Calleja bzw. Keeper Abel Resino. Nationale und internationale Stars, die von Trainer verschiedenster Traditionen trainiert wurden; von “Catenaccio-Erfinder” Helenio Herrera bis zum Offensivfanatiker Luis Cesar Menotti. Von teilweise visionären und bisweilen auch verschwenderischen Präsidenten ganz zu schweigen.
Über 100 Jahre Atlético – ein starkes Stück Historie!
Die Wappen im Wandel der Zeit
Die einzelnen Epochen
Atlético Madrid ist ursprünglich 1903 von baskischen Studenten als „Zweigstelle“ des Vereins Athletic Club de Bilbao gegründet wurden. Anfangs waren die jungen Madrilenen gut mit den Spielern aus Bilbao befreundet und bildeten zusammen eine Mannschaft, die gleichfalls aus Leuten aus Bilbao und aus Madrid bestand. Sie waren sehr erfolgreich, obgleich es noch keinen offiziellen Wettbewerb gab, wurde die kombinierte Mannschaft Meister ihrer Region und galt zudem in der Öffentlichkeit als starke Mannschaft.
Am 8. April 1903 spielten die Akteure aus Bilbao ein Spiel im Copa del Rey, ohne auch nur einen Madrilenen zu berücksichtigen. Sie gewannen den Pokal und waren ihrerseits damit auch die beste Mannschaft Spaniens. Die Menschen und Spieler aus Madrid waren sehr erbost, dass sie nicht berücksichtigt worden waren und machten sich auf, einen eigenen Verein zu gründen. Am 26. April 1903 kam es dann zur Spaltung und ein neuer Verein, mit dem Namen „Athletic Club de Madrid“, wurde gegründet. Die Mitgliedergebühr betrug damals zunächst zweieinhalb Peseten. Zugleich verständigte man sich mit dem Athletic Club aus Bilbao darauf, dass die beiden Vereine, vorerst nicht in Konkurrenz treten sollen.
Der erste Vorstand bestand aus Enrique Allende (Präsident), Juan Zabala (Vizepräsident), Eduardo Acha (Sekretärin), Enrique Goiri (Schatzmeister) und Javier Pena (Vize-Sekretär). Das Outfit der Mannschaft war ein zweifarbiges Trikot in blau und weiß, dass in der Mitte vertikal voneinander getrennt war, während die Mannschaft aus Bilbao seinerzeit ein komplett schwarzes oder blaues Shirt trug.
Das erste Spiel bestritt der Athletic Club de Madrid am 2. Mai 1903 hinter den „Schlammwänden¡ vom „El Retiro“, in der Nähe von Vallecas (der Stadtteil, in dem heute Rayo Vallecano zu Hause ist). Den Platz musste das Team mit anderen Mannschaften aus Madrid teilen.
1904 standen sich zum ersten Mal der Athletic Club de Madrid und Athletic de Bilbao in einem Freundschaftsspiel gegenüber. Ein Ergebnis wurde nicht ermittelt, da Madrid noch immer als ein Teil vom Athletic Club de Bilbao angesehen wurde. Am 28. Februar 1905 bestritt man zwei Spiele gegeneinander, zum einen begegneten sich die jeweiligen Reservemannschaften und im Anschluss die ersten Mannschaften zu einem Kräftemessen. Beide Spiele endeten schließlich friedlich mit einem 1:1 Unentschieden. Madrids damaliger ersten Mannschaft gehörten folgende Spieler an: Valls; Bisbal, Berrahondo; Normand, Lizarraga, Yarza II; Parages, Bisbal II, Plats, Revuelta und Yarza. Am 2. Dezember 1903 gab es sogar drei Spiele gegeneinander, die wie folgt endeten:
- Athletic – Madrid: 1:0
- Madrid – Athletic: 2:0
- Athletic – Madrid: 5:0
Als wichtiges Datum ist der 20. Februar 1907 zu betrachten, denn an diesem Tag wurde der Athletic Club de Madrid als völlig unabhängig vom Athletic Club de Bilbao angesehen. Der spanische Verband bestätigte diesen Vorgang offiziell. Der gesamte Vorstand wurde ausgetauscht und bestand fortan aus Ricardo de la Gronda (Präsident), Ramón de Arencibia (Vizepräsident), Abdon de Alaiza (Sekretärin), Pío García Novoa (Vize-Sekretärin), Tomas Murga (Schatzmeister), Hermenegildo García (Buchhalter). Der Status der Unabhängigkeit von Bilbao bedeutete, dass die Vereine untereinander kein gutes Verhältnis mehr zu pflegen hatten und jeder seinen eigenen Weg gehen konnte.
Im Jahre 1911 änderte Madrid, kurz bevor auch Athletic Bilbao den Schritt unternahm, die Trikotfarben. Statt blau-weiß setzte man nun auf rot-weiße, vertikale Streifen und blaue Hosen. Juan Elorduy, Direktor im Verein und gleichzeitig Spieler, votierte seinerzeit für die Streifen, ironischerweise wurden diese Farben später auch von Bilbao übernommen. Am 22. Dezember kam es zum ersten Spiel in den neuen Farben um einen von Manuel Rodríguez Arzuaga gespendeten Pokal. Die Präsidentschaft wechselte erneut am 29. November 1912, als Julián Ruete Vinuesa den Vorsitz übernahm. Sein enormer Einsatz und die gute Arbeit in der Vereinsführung ließen den Verein stetig wachsen und sorgten dafür, dass sogar ein neues Stadion errichtet werden konnte.
Das erste Spiel im neuen „Estadio de O’Donnell“ konnte am 9. Februar 1913 ausgetragen werden. Das Spielfeld lag an der Kreuzung der O’Donnell Straße / Ibiza Straße und seitlich der Straßen Narváez und Lope de Rueda. Es war sogar das erste eingezäunte Spielfeld Spaniens und bot Platz für insgesamt 10.000 Besucher, ein Luxus in der damaligen Zeit. Zusätzlich zum Fußballfeld gab es zwei Tennisplätze und je einen Platz für Hockey und Baseball.
In den Jahren 1913 und 1914 verfügte Athletic de Madrid über eine gute Mannschaft, die viele Triumphe erreichte. In zwei Spielen gegen Sevilla wurden 19 Treffer erzielt und Sporting Lissabon fertigte man mit 3:1 ab. Auch Real Madrid erfuhr schon damals die Stärke des Stadtrivalen und verlor folglich die meisten direkten Duelle.
Wichtige Akteure der damaligen Ära waren Beguiristain, Iturbe, Belaunde, Buylla, Villaverde, Muguruza. Dennoch hatte das Team Pech in der Jahresmeisterschaft einige Jahre später, nämlich 1916. Athletic Madrid stand Real Madrid (mit Akteuren wie Goicoechea, Iureta, Santiago Bernabeu, Montenegro, …) gegenüber und verlor 3:2, auch wegen der zweifelhaften Entscheidungen des Schiedsrichters, wie damals überliefert wurde. Einige Athletic Fans hatten daraufhin sogar versucht den Referee anzugreifen.
Die Differenzen zwischen Real Madrid und Athletic Madrid waren schon damals recht ausgeprägt, wenngleich es meistens eine „faire“ Rivalität sportlicher Natur war. Beispielhaft dafür war das Ausleihgeschäft des Spielers Luis Belaunde, der vor dem Halbfinale des Copa del Rey von Athletic zu Real ging.
Im Jahre 1917 lief es weniger gut für Athletic Madrid, viele Spiele gegen Real und Athletic Bilbao gingen verloren. Ein Jahr später ging es vor allem dank des überragenden Manuel Gomar wieder aufwärts, er trug entscheidend zum Sieg über Real 1918 bei. Auch Athletic Bilbao konnte in einem Freundschaftsmatch bezwungen werden und so zählte Athletic Madrid wieder zu den besten Teams des Landes.
Der erste Schritt zum zunehmenden Professionalismus im spanischen Fußball wurde 1919 eingeleitet, als Athletic den englischen Fußballtrainer Pentland verpflichtete, dem es gelang, eine große Anzahl von Spielern in der B-Mannschaft zu formen und die Akteure später erfolgreich in die erste Mannschaft zu integrieren.
1920 war ein erfolgreiches Jahr für den spanischen Fußball, da die olympische Silbermedaille errungen werden konnte. Fester Bestandteil des Teams war Athletics Pancho Belauste. Ein anderer englischer Trainer, Hayes, übernahm die erste Mannschaft und bekam mit der damaligen Spielerlegende einen angesehenen Mitarbeiter im Hintergrund.
1922 lautete das wichtigste Ziel, an der regionalen Meisterschaft teilzunehmen, was der Mannschaft auch gelang. Am 13. Mai 1923 wurde das neue Stadion „Metropolitan“ („Estadio del Metropolitano“) mit einem Freundschaftsspiel gegen Real Sociedad (2:1-Sieg) eingeweiht.
1924 wurde ein neues Match ins Leben gerufen, das sich „Copa del Madrid“ nannte. Das Spiel zwischen Athletic und Real ging jedoch mit 2:6 verloren, Real gewann in diesem Jahr auch die Regionalmeisterschaft.
Im Jahr danach drehte der Wind und Athletic triumphierte in der Regionalmeisterschaft. Dank dieses Erfolges durfte die Mannschaft im Copa del Rey mitspielen, wo sie ebenfalls sehr erfolgreich agierte und im Halbfinale schließlich dem FC Barcelona gegenüberstand. In Barcelona verlor das Team mit 2:3, doch zu Hause lief es andersrum und Athletic behielt mit 2:1 die Überhand. Das Entscheidungsspiel zur Ermittlung des Finalisten gewann jedoch Barcelona in Saragossa.
Die Saison 1925/26 beendete Athletic an zweiter Stelle der Regionalmeisterschaft. Da der spanische Verband die Teilnehmerzahl für den Copa del Rey erhöhte, durfte Athletic dort erneut antreten. Nachdem zunächst Cartagena und Real Betis Sevilla ausgeschaltet werden konnten, kam es im Halbfinale zum Duell gegen Celta de Vigo. Auch hier behielt das Team dank eines beeindruckenden 3:2-Erfolgs die Oberhand und stand damit erstmals im Endspiel.
Am 16. Mai 1926 stand Athletic in Valencia dem FC Barcelona mit folgendem Team gegenüber: Javier Barroso; Pololo, Alfonso Olaso; Marin, Tuduri, Burdiel; De Miguel, Triana, Palacios, Cosme und Luis Olaso. Athletic. Man lag nach Treffern von Palacios und Cosme bereits mit 2:0 in Front, ehe Barcelona doch noch zurückschlug und zum 2:2 kam. Acht Minuten vor dem Spielende gelang Palacios die erneute Führung, doch dem Treffer wurde vom Referee die Anerkennung versagt, da Luis Olaso bereits mit Ball die Torauslinie überschritten haben sollte. In der Nachspielzeit kam dann das Ende aller Träume, durch den Treffer zum 3:2 für Barcelona durch Paulino.
Vor der Saison 1926/27 kamen die spanischen Vereine zusammen, um sich erste Gedanken über die Gründung einer Fußballliga, nach englischem Vorbild, zu machen. Dem spanischen Verband schwebten drei Ligen mit jeweils neun Vereinen vor, die nach geografischen Gesichtspunkten eingeordnet werden sollten. Am 23. November 1928 wurde diese Vereinbarung schriftlich fixiert. Die erste Liga bestand fortan aus zehn Mannschaften. Die sechs Gewinner der „Copa España“, die drei Finalisten (einer von ihnen war Athletic) und der Sieger eines Entscheidungsspiels.
Diese erste Liga wurde durch Athletic Bilbao, FC Barcelona, Real Madrid, Arenas de Guecho, Real Union de Irun, Real Sociedad de San Sebastián, Real Deportivo Español De Barcelona, Athletic de Madrid, Europa de Barcelona und Racing Santander vertreten, während in der zweiten Liga Valencia C.F., Real Club Celta de Vigo, Real Club Deportivo La Coruna, Sevilla C.F., Real Oviedo, Sporting de Gijon, Iberia, Deportivo Alaves, Real Betis Balompie de Sevilla und Racing de Madrid an den Start gingen.
Mit folgender Mannschaft ging Athletic in diese erste Ligasaison: Martínez, Messeger, Hucha, Urcelay; A. Moriones, Alfonso Olaso; Zulueta, Lafuente, Santos, Ordonez, Arteaga, Arcadio; Lecube, Marin, Palacios, Cosme, Luis Olaso, Arete Illera, Vazquez, De Miguel, Gonzalez, Mazarrosa, Zabala und Conde.
Am 10. Februar 1929 erfolgte der Start dieser neuen Liga und Athletic de Madrid gewann das erste Spiel ausgerechnet in Bilbao mit 3:2. Am Ende stand ein 6. Platz in der Liga zu Buche. In der folgenden Saison, 1929/30 musste man in die Segunda Division absteigen, da am Ende, unter dem Strich, nur ein 10. Platz heraussprang.
Jetzt galt es, den Wiederaufstieg in die Primera División zu realisieren. Die erste Saison in der Segunda beendete Athletic auf dem zweiten Platz (punktgleich mit Sevilla) und nur drei Punkte hinter Valencia, die damit aufstiegen.
Die Erwartungshaltung vor der Saison 1931/32 war riesig, schließlich wurde für stolze 20.000 Peseten (für damalige Verhältnisse eine enorme Summe) mit Arteche ein Topspieler eingekauft. Trotzdem konnte das Team die Erwartungen nicht erfüllen und als Konsequenz trat der Präsident am 30. November 1931 zurück.
Vor der Saison 1932/33 ernannte der neue Präsident Antonio de Miguel zum neuen Trainer. Seine Aufgabe bestand darin, die Mannschaft zum ersten Platz zu führen, was den Aufstieg in die Primera Division zur Folge haben sollte. Obwohl das Team insgesamt eine gute Runde spielte, wurde das Klassenziel verfehlt und Oviedo stieg mit drei Punkten Vorsprung auf.
In der folgenden Saison errang Sevilla den Titel, während Athletic erneut nur 2. wurde, mit drei Punkten Rückstand auf die Spitze. Da aber der spanische Verband am 16. Juli 1934 die Aufstockung der ersten Liga auf zwölf Vereine beschloss, stieg auch Athletic auf und feierte ein Comeback in der Primera División.
Das erste Jahr nach der Rückkehr in die höchste Spielklasse wurde mit dem 7. Tabellenplatz abgeschlossen.
Vor dem Spieljahr 1935/36 bestritt Athletic eine kräftezehrende Vorbereitung mit Testspielen in Argentinien und Brasilien. Dies konnte das Team scheinbar kräftemäßig nicht verdauen, was das Abrutschen in der Liga auf den 12. Tabellenplatz erklären könnte.
1936 begann in Spanien zudem der Bürgerkrieg. Als Konsequenz konnten bis 1939 keine offiziellen, amtlichen Fußballspiele ausgetragen werden. Kurz bevor das Spieljahr 1939 beginnen sollte, stellte Athletic fest, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichten, um eine Mannschaft für den Spielbetrieb zu stellen. Die Spieler konnten nicht ausbezahlt werden und alles deutete auf einen automatischen Abstieg aus der ersten Liga hin. Glücklicherweise hörte man im Vereinsumfeld von einem Team, bestehend aus Soldaten der Luftwaffe, die zwar eine gute Mannschaft darstellten, jedoch vom spanischen Verband nicht die Zustimmung bekamen, in der ersten Liga zu spielen. Nach einigen Gesprächen und Verhandlungsrunden traf man am 14. September 1939 ein Abkommen, die beiden Mannschaften von „Athletic“ und „Aviacion“ zusammenzulegen. Seit dem 4. Oktober firmierte Athletic fortan als „Athletic Aviación Club“.
Die erste Saison nach dem Bürgerkrieg musste Athletic Madrid in der zweiten Liga beginnen, da man die letzte, regulär zu Ende gegangene Meisterschaftsrunde nur auf dem 11. Platz beendete. Da Oviedo wegen Problemen mit deren Spielfeld nicht antreten konnte, baten sie um Freistellung durch den Verband für eine Saison. Den nun frei gewordenen Startplatz sollte der Sieger des Entscheidungsspiel Athletic Aviación und Osasuna zugesprochen bekommen. Am 26. November kam es im Valencia zu diesem Match, das Athletic Aviación mit 3:1 für sich entscheiden konnte.
In der folgenden Erstligasaison gewann Athletic Aviación sogar den Meistertitel mit einem Punkt Vorsprung vor Sevilla. Es war zugleich die erste Meisterschaft in der Vereinshistorie.
Eine Saison später, 1940/41, gewann Athletic erneut den Titel und hatte diesen damit erfolgreich verteidigt. Außerdem holte sich Stürmer Pruden die Torjägerkanone. Aufgrund des Verbots von ausländischen Namensbestandteilen änderte Athletic im Januar 1941 den Vereinsnamen in „Club Atlético de Aviación“. Manuel Gallego wurde neuer Vereinsvorsitzender.
In der kommenden Saison stand Pruden Atlético nicht mehr zur Verfügung, da der Verein ihm kein neues Vertragsangebot machte. Daher ging er zu Salamanca und hinterließ eine Lücke, die von den anderen Angreifern nicht zu schließen war. Dies war auch der Grund, warum Athletic in der Endabrechnung nur den dritten Platz belegte.
Für die Spielzeit 1942/43 verstärkte sich Atlético mit zwei Akteuren von Hércules: Adrover und José Luis Riera, der sich als stämmiger Verteidiger einen Namen machte. Und trotzdem sprang in der Liga nur ein enttäuschender achter Platz heraus. Infrastrukturell brachte die Saison die Renovierung des Stadions, in dem ein neuer Rasen verlegt und eine Leichtathletikbahn installiert wurden.
Nachdem zur Saison 1943/44 einige Neuzugänge den Weg zu Atlético fanden, kehrte der Erfolg zurück und der Verein schloss als Zweiter hinter Meister Valencia ab. In der darauf folgenden Saison wurde Atlético Dritter. Einen erneuten Rückschlag brachte die Saison 1945/46 mit sich, in der die Mannschaft nur Tabellenplatz 7 erreichte.
1946 wurde Juan Touzón neuer Vereinspräsident. Am 14. Dezember desselben Jahres beantragte das spanische Luftwaffenministerium, dass der Verein die Nutzung des Namensbestandteils „Aviación“ aufgeben möge. Die Vereinsführung dankte der Luftwaffe für die jahrelange Zusammenarbeit und beschloss einstimmig die Umbenennung in „Club Atlético de Madrid“. Die Namensänderung wurde am 14. Januar 1947 wirksam und brachte auch ein neues Vereinswappen mit sich, das an das ursprüngliche von 1917 erinnert. In der Liga sprang indes ein weiterer dritter Platz in der Endabrechnung hinaus. 1947 wurde Cesáreo Galíndez Präsident von Atlético.
Von hohen Erwartungen war die Saison 1947/48 begleitet, da Atlético mit dem Kauf von Vidal einen neuen Ablöserekord (450.000 Peseten) aufstellte. Das Team wurde den Erwartungen auch größtenteils gerecht und lief auf dem dritten Platz hinter Celta Vigo und dem FC Barcelona ein.
Bevor der Anpfiff zur Spielzeit 1948 erfolgte, verstärkte sich Atlético mit Marcel Domingo, der seinerzeit als bester französischer Torhüter galt. Außerdem kam die „schwarze Perle“ Larbi Ben Barek, ein begabter Marokkaner. Viele Niederlagen in Schlüsselspielen verhinderten ein besseres Abschneiden, leider musste Antonio Vidal zudem seine Karriere beenden. Ein etwas enttäuschender vierter Platz stand am Saisonende zu Buche.
Vor der folgende Saison fand erneut eine Zäsur statt – neben einigen Spielerzukäufen heuerte mit Helenio Herrera auch ein neuer Coach an, dem die klare Aufgabe „Titelgewinn“ gestellt wurde. Höhepunkt dieser Spielzeit war ohne Frage das spektakuläre 6:6 gegen Athletic de Bilbao. Dank der Arbeit Herreras (auch “Magic H.” genannt) und eines Ben Barek in bester Form gewann die insgesamt überzeugend aufspielende Mannschaft den Titel.
Am 15. April 1950 kaufte der damalige Präsident Cesáreo Galindez Sanchez das “Estadio del Metropolitano” für 11,8 Millionen Peseten (umgerechnet ca. 70 Millionen Euro).
Abermals gelang in der Spielzeit 1950/51 die Titelverteidigung, was wiederum das Ergebnis einer wie entfesselt spielenden Mannschaft war. Doch beim Titel alleine blieb es nicht, hinzu kam der Pokal “Martini-Rossi”, der zwischen dem Team mit den meisten geschossenen Treffern und am wenigsten kassierten Treffer ausgespielt wurde.
Atlético ließ in der Folge einige Akteure ziehen und versäumte es, für äquivalenten Ersatz zu sorgen. Die Torhüterposition wurde nicht richtig besetzt bzw. unterschätzt. Obwohl die Torhüter ständig verletzt waren und demzufolge nie ihr wahres Leistungspotenzial abrufen konnten, wurde auf den Kauf neuer Torleute verzichtet, dies war wohl auch ein Grund für den ein wenig enttäuschenden 4. Platz am Saisonende.
Das Pech blieb Atlético treu, nach einem guten Saisonstart verhinderten abermals viele Verletzungen von Leistungsträgern ein besseres Abschneiden. Der 7. Platz enttäuschte den gesamten Verein, denn gerade nach dem Doublegewinn hatte man sich mehr erwartet. In der folgenden zwei Spielzeiten konnten keine Leistungssteigerungen verbucht werden. In der Endabrechnung reichte es letztlich nur zum 9. bzw. 8. Platz.
Im Jahre 1954 begann Atlético den Komfort des Stadions sukzessiv zu verbessern. Der erste Abschnitt wurde am 19. September abgeschlossen.
Nachdem Atlético zwei Spielzeiten in Folge nur 5. wurde, reifte beim Präsidenten die Erkenntnis, Veränderungen durchführen zu müssen, um das Team wieder nach oben zu führen. Eine der Maßnahmen war der Transfer des großen ungarischen Spielers Peter, der vor der Saison 1957/58 zur Mannschaft stieß. Und tatsächlich fand Atlético wieder in den Erfolgsweg zurück, spielte guten Fußball und wurde mit drei Punkten hinter Real Ligazweiter.
Die letzten Jahre der 50er waren bei Atlético vom Bemühen geprägt, eine “Starmannschaft” aufzubauen. Ein Beweis der großen Ambitionen war der Transfer des brasilianischen Ausnahmespielers Edval Izidio Neto, der von allen nur „Vava“ genannt wurde. Er war Stürmer der brasilianischen Nationalmannschaft, die 1958 in Schweden die Weltmeisterschaft gewann.
Aufgrund der Tatsache, dass Real Madrid sowohl den europäischen wie auch den nationalen Landesmeister-Cup gewann, durfte Atlético als Zweiter ebenfalls auf der großen europäischen Bühne mitspielen. Das erste Match gegen den irischen Meister Drumcondra wurden mit einem 8:0 auch direkt zum Schützenfest.
Bevor der Startschuss zur Spielzeit 1959/60 erfolgte, zog Atlético erneut Verstärkungen an Land, um die Mannschaft in der Breite ausgeglichener zu machen und für neue Aufgaben zu rüsten. Dennoch beendete die Mannschaft die Saison nur auf dem 5. Platz. Am 26. Juni stand Atlético dem Dauerrivalen Real Madrid im Finale des Copa del Rey gegenüber. Eine gute Gelegenheit, die Klasse unter Beweis zu stellen, was Atlético mit einem eindrucksvollen 3:1 auch gelang.
Die folgende Saison beendete Atlético auf einem guten zweiten Platz hinter Real Madrid. Das Finale des Copa del Rey wurde ebenfalls zwischen Real und Atlético ausgespielt. Diesmal gewann Atlético mit 3:2 gegen den Stadtrivalen.
Im Spieljahr 1961/62 sprang ein dritter Platz heraus, für weit mehr Aufsehen sorgte Atlético jedoch im Europapokal. Nach Siegen gegen Sedan, Leicester, Bremen und Motor Jena stand man dem AC Florenz im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegenüber. Das Finale von Glasgow endete mit 1:1, was damals noch ein Entscheidungsspiel nach sich zog, welches in Stuttgart stattfand. Atlético gewann mit 3:0 und gewann damit den ersten Europapokal der Vereinshistorie.
Das Jahr nach diesem Triumph, die Spielzeit 1962/63, schloss Atlético auf dem zweiten Platz ab. Wiederum erreichte man das Finale im Pokalsieger-Cup, wo man als Titelverteidiger automatisch startberechtigt war. Das Endspiel fand am 15. Mai 1963 gegen Tottenham Hotspur in Rotterdam statt. Die Engländer triumphierten mit einem 5:0 und verhinderten damit eine Titelverteidigung.
Während der Spielzeit 1963/64 fand ein Wechsel in der Vereinsspitze statt. Vicente Calderón Perez-Cavada wurde Atléticos neuer Präsident. Ebenfalls in diesem Jahr tauchte Luis Aragonés zum ersten Mal im Mannschaftskader auf. Ein enttäuschender 7. Platz in der Liga sorgte allenthalben für Ernüchterung.
Am 6. Januar 1965 feierte Atlético den Abschied von Alberto Callejo, der 15 Jahre für die Rojiblanco spielte und zudem spanischer Auswahlspieler war.
Als Atlético im Halbfinale des Messepokals Juventus Turin gegenüberstand, kam man in den beiden Spielen zu einem 3:1-Sieg und einer 1:3-Pleite. Dieses Resultat zog ein drittes Entscheidungsmatch nach sich. Nach einigen Turbulenzen und Streitereien einigte man sich, dass dieses Match in Turin bei Juventus steigen sollte. Atlético verlor 0:2. Nach einem zweiten Platz in dieser Saison durfte man immerhin den erneuten Sieg im Copa del Rey feiern, Zaragoza wurde im Finale mit 2:0 geschlagen.
In der Saison 1965/66 scheiterte Atlético im Viertelfinale des Pokalsieger-Cups an Borussia Dortmund. Kein Vergleich zu den Vorstellungen und Ergebnissen in der Liga, denn Atlético gewann wieder einmal den Titel.
Die Zielsetzung „Titelverteidigung“ verfehlte Atlético in der nächsten Spielzeit. Obwohl man zu keiner Zeit in den Titelkampf eingriff, bekamen die Fans guten Fußball zu sehen. In der Saison 1967/68 verkaufte Atlético den Stürmerstar Mendoza nach Barcelona, was große Proteste der Fangemeinde nach sich zog. Am Ende stand ein 6. Platz, wie auch in der Saison 1968/69.
Für die Saison 1969/70 konnte der ehemalige Torhüter Marcel Domingo als neuer Trainer gewonnen werden. Was folgte, war ein beeindruckendes Zeugnis von Konstanz und spielerischer Stärke. Folgerichtig ging der Titel erneut an den Manzanares, Athletic Bilbao blieb nur das Nachsehen.
In der Saison 1970/71 sprang der 3. Platz heraus, im Europapokal der Landesmeister war im Halbfinale bei Ajax Amsterdam Endstation.
Am 14. Juli 1971 entschied sich der Vorstand einmütig, den Namen das Stadions (Estadio del Manzanares) in Estadio Vicente Calderón umzubenennen, so wie es auch heute noch heißt. Als die Arbeiten am Stadion abgeschlossen waren, wurde die Arena offiziell am 23. Mai 1972 mit einem Länderspiel zwischen Spanien und Uruguay eingeweiht.
Die Saison 1971/72 brachte für Atlético einen vierten Platz, dafür lief es im Copa del Rey umso erfolgreicher: Am 8. Juli kam es im Finale zum Spiel gegen Valencia. Salcedo und Garate trafen für Atlético und sicherten damit den 2:1-Sieg.
Wieder wurde Atlético in der Saison 1972/73 Meister, zum bereits siebten Mal in der Vereinshistorie.
Einen neuen Anlauf zum Gewinn des höchsten Europapokals unternahm Atlético in der Saison 1973/74. Die Indios schafften es auch bis ins Finale, trafen dort auf den FC Bayern München. In den ersten 90 Minuten fiel kein Tor und so ging das Spiel in die Verlängerung. In der 114. Minute ging Atlético durch einen Freistoß von Luis in Führung, ehe dem FC Bayern in der 119. Minute durch einen Fernschuss von Schwarzenbeck doch noch der Ausgleich gelang und so zwei Tage später ein Wiederholungsspiel stattfinden musste. Da Atlético einige Verletzte zu beklagen hatte, die Bayern jedoch in Topform waren, setzte es eine 4:0-Niederlage. In der Liga stand am Ende ein zweiter Platz.
1974/75 erreichte Atlético das gewünschte Level nicht und beendete die Saison auf einem enttäuschenden 6. Platz. Erneut wurde das Finale im Copa del Rey erreicht, gegen den Lokalrivalen Real gab es jedoch nichts zu erben.
Weltweit von sich reden machte Atlético 1975, als der Verein den Weltpokal gewann. Atlético durfte nur antreten, weil Bayern München auf die Teilnahme verzichtete.
Immerhin für den dritten Platz reichte es 1975/76, gleichzeitig wurde erneut der Copa del Rey gewonnen (gegen Zaragoza im Finale). Im Europapokal der Pokalsieger 1977 führte der Weg bis ins Halbfinale, wo man dann am Hamburger SV scheiterte. Im gleichen Jahr klappte es aber wieder mit dem Titel, dem 8. der Vereinsghistorie.
Beim FC Brügge, im Viertelfinale des Landesmeister-Cups 1977/78, war Endstation, denn mit 4:3 behielten die Belgier die Oberhand. In der Liga reichte es zu einem 6. Platz, damit wurde die erneute Qualifikation für den Europapokal verfehlt. 1978/79 sprang ein 3. Platz heraus, was gleichzeitig die Qualifikation für den UEFA-Pokal bedeutete.
Es folgte eine schreckliche Spielzeit 1979/80. Bereits in der ersten Runde des UEFA-Cups war Endstation und in der Meisterschaft langte es nur zu einem enttäuschenden 13. Platz.
Vor der Saison 1980/81 gab es aufgrund der vorherigen schlechten Platzierungen einige Veränderungen in der Mannschaft, als Resultat sprang ein dritter Platz in der Liga heraus. Abermals gelang damit die Qualifikation für den UEFA-Pokal. Doch wiederum war in der ersten Runde Schluss, gegen die Portugiesen von Boavista. Ein achter Platz in der Liga konnte ebenfalls nicht überzeugen.
Erneut schied Atlético bereits in der ersten Runde des UEFA-Pokals aus. Der Niederländische Vertreter FC Groningen erwies sich in zwei Spielen als besser, wie die favorisierten Madrilenen. In der Liga wurde mit dem 4. Rang wurde immerhin die erneute Qualifikation für den Europapokal sichergestellt.
Müßig zu erwähnen, dass 1984/85 ebenfalls nicht mehr als die 1. Runde im UEFA-Pokal heraussprang. Dennoch war es eine gute Spielzeit, da der Copa del Rey gewonnen wurde und in der Meisterschaft landete man auf einem guten 2. Platz.
Mehr Erfolg hatte Atlético im Europäischen Pokalsiegercup. Das Finale wurde erreicht und am 2. Mai wartete Dynamo Kiew in Lyon. Die Mannen von Trainerlegende Walerij Lobanowskyj waren den Rojiblancos überlegen und holten mit einem 3:0 den Titel in die heutige ukrainische Hauptstadt (damals UdSSR). Die Belastungen im Europokal gingen am Ligaalltag nicht spurlos vorbei, mehr als ein fünfter Rang war nicht drin.
Das Jahr 1987 bedeutete eine Zäsur für den gesamten Verein. Zunächst starb Präsidenten-Idol Vicente Calderón, woraufhin Javier Castedo Alvarez kurzzeitig den Vereinsvorsitz übernahm. Bei den Präsidentschaftswahlen am 27. Juni setzte sich jedoch Jesús Gil y Gil durch, der eine neue Ära einleitete.
Die Zielsetzung von Gil y Gils war der Aufbau eines noch stärkeren Teams, zu diesem Zweck wurde vor der Spielzeit 1988/89 der brasilianische Angreifer Baltasar vom Liga-Konkurrenten Celta Vigo verpflichtet. Der Erfolg dieser Verpflichtung hielt sich allerdings in Grenzen, erneut konnte am Manzanares kein Titelgewinn gefeiert werden, wenngleich das Team davon nicht weit entfernt war.
Kein Titel, aber einen Weltrekord stellte Atlético in der Saison 1990/91 auf. Torwart Abel Resino blieb 1275 Minuten ohne Gegentor und überbot damit den alten Rekord der italienischen Torwartlegende Dino Zoff. Noch heute hat der Rekord von Resino Bestand. Unterdessen hielt Gil an seiner Politik fest, hochkarätige Spieler ins Calderón zu holen. Neben Topspielern wie Bernd Schuster wurde auch überraschend, der Österreicher Gerhard Rodax verpflichtet, der er in der Saison 1989/90 mit 35 Toren als drittbester Torschütze Europas ausgezeichnet wurde. Der erste Erfolg zeigte sich 1991 mit dem Gewinn der Copa del Rey, durch einen 1:0-Sieg über Mallorca und dem Gewinn der Vizemeisterschaft. Stürmer Manuel Sánchez Delgado, kurz Manolo genannt, gewann zudem die Pichichi-Trophäe als bester Torschütze der Liga mit 27 Treffern.
Der Pokal konnte in der folgenden Saison 1991/92 erfolgreich gegen Real Madrid durch ein 2:0 erfolgreich verteidigt werden.
Im Juli 1992 wurde die Lizenzspielerabteilung ausgegliedert, der Zusatz “S.A.D.” (Sociedad Anónima Deportiva) wurde dem Vereinsnamen hinzugefügt. Der komplette Name des Vereins lautete fortan “Club Atlético de Madrid S.A.D.” Am 17. September 1992 starb mit Larbi Ben Barek, der unter dem Spitznamen die “schwarze Perle” bekannt wurde, einer der größten Atlético-Spieler aller Zeiten.
Verschenkte Jahre waren die Spielzeiten 1993/94 und 1994/95, da Atlético unter “ferner liefen” landete und im Mittelfeld zu versinken drohte. 1995 holte Gil den Serben Radomir Antic und strukturierte die Mannschaft erneut um. Das Team erwischte mit neun Siegen und zwei Unentschieden einen großartigen Start in die Liga. Den Vorsprung verspielte Atlético nicht mehr und sicherte sich vor dem hochgelobten FC Barcelona die Meisterschaft. Caminero und Kiko, sind aus dieser Zeit die herausragenden Spieler. Es gab eine Euphorie wie selten um die Mannschaft, großartiger Fußball wurde seinerzeit gespielt. Atlético holte in dieser Saison noch den Cup und schaffte somit das Double.
In der Saison 1996/97 spielte Atlético daraufhin zum ersten Mal, seit ihrer Gründung, in der Champions-League. Die erste Gruppenphase wurde souverän gemeistert, im Viertelfinale schied man dann aber gegen Ajax Amsterdam aus. Nach einem 1:1 im Hinspiel, setzte es eine 2:3 Heimniederlage nach der Verlängerung. In der Liga sprang ein akzeptabler dritter Platz heraus. Nicht unerwähnt soll der Auftritt in der Copa del Rey bleiben. Dieser Wettbewerb erlebte ein unglaubliches Viertelfinale zwischen Atlético und Barcelona. Die Katalanen triumphierten mit 5:4 im Calderón. Dieses Match wird von einigen Insidern als Beginn des Niedergangs einer erfolgreichen Ära bei Atlético angesehen.
Die Verpflichtung des Italieners Arrigo Sacchi als Coach, stellte sich bald als Fehler heraus. Der als stur geltende Taktikfuchs kam bei der Mannschaft nicht an und war bei Fans und Umfeld allseits unbeliebt. Als die Qualifikation für den Europapokal im Frühjahr zu scheitern drohte, wurde Arrigo Sacchi entlassen und Radomir Antic kehrte zurück. Doch auch er konnte die Dinge nicht mehr zum Guten wenden. Atlético wurde nur 13. in der Liga. Die Qualifikation für Europa gelang immerhin über den Pokal, wo Atlético erst im Finale gegen Valencia scheiterte. In der gleichen Spielzeit wurde erneut das Halbfinale im UEFA-Cup erreicht, welches gegen den AC Parma verloren ging.
Vor der Saison 1999/2000 holte Gil mit Claudio Ranieri erneut einen italienischen Übungsleiter. Trotz Akteuren wie Jimmy Floyd Hasselbaink oder Ruben Baraja folgte eine Saison, wie sie sich niemand in den schlimmsten Albträumen hätte ausmalen können. Es ging alles schief, die Mannschaft harmonierte nicht und war ein einziger Torso. Früh schlitterte man in die Abstiegszone und Trainer Ranieri war ohne ersichtliches Konzept in dieser Zeit. Am schlimmsten war allerdings die Ohnmacht in der Führungsetage. In der kompletten Saison war das Präsidium handlungsunfähig, da Gil wegen diverser Delikte aus dem Verkehr gezogen worden war und durch einen Zwangsverwalter ersetzt wurde. Diese Vorfälle überschatteten den sportlichen Niedergang und brachten stets Unruhe ins Team. Im Frühjahr wurde Ranieri, auf dem 19. Platz stehend, entlassen und erneut sollte Radomir Antic retten, was nicht mehr zu retten war. Die Fußballwelt wurde Zeuge einer der größten Niedergänge der jüngeren Fußballgeschichte. Das große Atlético stand nach einem 2:2 bei Real Oviedo als Absteiger fest. Bilder eines rot-weißen Tränenmeeres, das gemeinsam gegen Gil rebellierte, gingen durch die Presse. Der verschuldete Verein wurde für tot erklärt, alles stand in Frage. Im UEFA-Pokal gab es im Achtelfinale dem K.-o. gegen den RC Lens. Als bereits feststehender Absteiger wurde das Finale im Copa del Rey gegen Espanyol verloren.
In der Saison 2000/01 startete Atlético in der Segunda Division geplanten Wiederaufstieg. Gil nahm das Angebot von Antic, umsonst zu arbeiten, nicht an und installierte Zambrano als Trainer. Es kamen neue Spieler mit viel Erfahrung, um den Aufstieg aus der Segunda Division perfekt zu machen, denn alle großen Stars hatten den Club verlassen. Der Absturz ging ohne doppelten Boden weiter, von den ersten sieben Spielen wurde nur eines gewonnen. Im Oktober stand Atlético auf einem Abstiegsplatz. Der Sturz in die Drittklassigkeit galt, zu diesem Zeitpunkt, als nicht mehr ausgeschlossen. Zambrano wurde entlassen und durch Marcos Alonso ersetzt. In der darauf folgenden Transferperiode kamen neue Spieler und mit Fan-Idol Futre wurde ein Sportdirektor installiert, der die Dinge mit zum Positiven wenden konnte. Atlético startete eine Siegesserie und schaffte binnen weniger Wochen den nicht mehr für möglich gehaltenen Anschluss an die Aufstiegsplätze. Dennoch kam es zu einem Trainerwechsel, mit Cantarero kam der Coach des B-Teams. Unter ihm wurde keines der letzten sieben Spiele verloren, zum Aufstieg langte es dennoch nicht. Betis und Teneriffa konnten nicht mehr abgefangen werden, das entscheidende letzte Spiel gewann Teneriffa bei Leganes.
Ein neuer Anlauf auf die Liga-Rückkehr erfolgte in der Saison 2001/02. Die Topakteure Hugo Leal und Torschützenkönig Salva wurden verkauft, einige erstligaerfahrene Spieler konnte Futre holen. Neuer Trainer wurde wieder einmal Luis Aragones, der zum großen Hoffnungsträger wurde. Atlético startete gut in die Saison, hatte am 9. Spieltag die Tabellenspitze inne und gab diese nicht mehr her. Der Abstand zu den Nicht-Aufstiegsplätzen wurde kontinuierlich ausgebaut, bereits im März stand der Aufstieg so gut wie fest. Eine Niederlagenserie (u.a. 1:5 in Elche) weckte wieder leise Zweifel, die sich letztlich als haltlos erwiesen. Ende April stand der Aufstieg auch praktisch fest, und die Planungen für die neue Saison konnten frühzeitig aufgenommen werden.
Ganz im Zeichen des 100. Geburtstags stand die Saison 2002/03. Feierlichkeiten und Aktionen über ein Jahr verteilt, erreichten seinen Höhepunkt am 26. April 2003, dem Tag des 100. Geburtstags des Vereins. Vor der Saison kaufte man vor allem erfahrene Spieler, um dem Team einen Erstliga-Touch zu geben. Sportlich blieb die Zielsetzung nach dem Wiederaufstieg bescheiden, das primäre Ziel, nicht im Abstiegskampf verwickelt zu sein, wurde durchweg erreicht. Leider trübten Turbulenzen in Vorstand und sportlicher Leitung die Stimmung. Der negative Höhepunkt der Streitigkeiten war der Rücktritt von Coach Luis Aragones. Außerdem übernahm Enrique Cerezo formal das Amt des Präsidenten. Doch auch er hatte Schwierigkeiten, die verschiedenen Interessensgruppen zu vereinen.
In der Saison 2003/04 wurde Gregorio Manzano, aus Mallorca kommend, als neuer Trainer vorgestellt, in dessen Schlepptau auch einige neue Akteure anheuerten. Die hohen Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt, das Team vergraulte die Fans mit unattraktivem Defensivfußball. Auch vereinzelte Siegesserien, wie im späten Herbst des Jahres 2003, konnten die Stimmung nur unwesentlich verbessern. Nachdem im Frühjahr sämtliche Ambitionen auf den Einzug in den Europacup verspielt wurden, entschied sich der Vorstand, den Vertrag mit Gregorio Manzano nicht zu verlängern. Überschattet wurde diese sehr mäßige Saison, u.a. mit zwei Pleiten im Derby gegen Real Madrid, vom Tode Jesús Gil y Gils. Der langjährige Präsident erlag einem Hirntumor. Trotz aller Differenzen gab es bewegende Abschiedsszenen für einen Mann, der seinen Verein zweifellos liebte. Auch nach dem Ende dieser Ära kehrte im Vorstand keine Ruhe ein. Es bildete sich eine Opposition mit dem Namen “Alternativa Atlética”, die gewillt war, die Aktienmehrheit zu übernehmen, bis heute erfolglos.
Zur Spielzeit 2004/05 kam mit Cesar Ferrando erneut ein neuer Mann, für den es zunächst galt, im UI-Cup sich zu bewähren. Der ersehnte Traum vom UEFA-Cup platzte, als das Elfmeterschießen gegen Villareal verloren ging. In der Liga etablierte man sich zunächst unter den Top-Teams, hielt sich zunächst sogar zeitweise an der Tabellenspitze auf, doch die guten Ansätze hielten nicht lange vor. Speziell in den Auswärtsspielen holte man viel zu wenig Punkte. Damit verbunden war der Rückfall ins Tabellenmittelfeld, inklusive wachsender Kritik am Trainer. Anders als in den Vorjahren machte zumindest die Defensive einen sicheren Eindruck, im offensiven Bereich wurden hingegen nur wenige Glanzlichter gesetzt. Ein wochenlanger Schlingerkurs zwischen Hoffen und Bangen bzw. Champions-League und Niemandsland, stellte die Verantwortlichen auf eine harte Probe und spätestens, als die “Must-Win-Spiele”, wie bei Numancia oder Osasuna in die Hose gingen, zeigte der Trend endgültig nach unten. Als infolge des immer deutlicher werdenden Formverfalls der wenigen, echten Leistungsträger, wie z.B. Torres oder Perea, selbst die Heimspiele verloren wurde, kippte die Stimmung im Verein ins Negative. Als dann auch noch im Halbfinale des Copa del Reys, gegen Osasuna, die letzte Möglichkeit auf eine europäische Ausfahrt versperrt blieb, entlud sich der verständliche Frust des Anhangs in Pfeifkonzerten und Buh-Rufen gegenüber den Spielern. Trauriger Höhepunkt war die Erstürmung des Trainingsgeländes in Majadahonda, durch einiger Ultra-Fans, die sogar einigen Spielern Gewalt androhten. Auch die Gerüchte um einen möglichen Verkauf des Vicente Calderón heizten die Stimmung rund um den Manzanares weiter an. Als Konsequenz auf diese, sicherlich am besten als “Spielzeit der verpassten Chancen” zu bezeichnenden Runde, trennte sich der Verein von Trainer Cesar Ferrando und einer ganzen Reihe von Spielern.
Zur Saison 2005/06 heuerte der mehrmalige “Welt-Trainer des Jahres”, Carlos Bianchi, in Madrid an, der sich mit den Verantwortlichen das Ziel gesetzt hatte, den Club binnen zweier Jahre wieder an die Spitze zu bringen. Obwohl zudem erneut eine Reihe von namhaften Spielern, u.a. Martin Petrov und Maxi Rodriguez, verpflichtet wurden, geriet das ehrgeizige Projekt schnell zur Pleite. Verletzungspech und Last-Minute-Gegentreffer verkehrten den guten Saisonstart schnell ins Gegenteil, so dass sich Atlético Madrid alsbald im grauen Mittelfeld wiederfand. Zwar standen Präsidium und Fans trotz der unbefriedigenden Ergebnisse zum Trainer, doch die Probleme zwischen Bianchi und der Mannschaft waren bald nicht mehr zu übersehen. Nach einer Serie von Pleiten zum Jahresbeginn 2006 wurde Bianchi schließlich gefeuert, was dieser mit einem großem Unverständnis auffasste. Die Nachfolge trat der vormalige Trainer des B-Teams, “Pepe” Murcia an, der mit der Mannschaft weit besser zurechtkam, und nach einer beeindruckenden Siegesserie, u.a. wurde beim FC Barcelona im Nou Camp gewonnen, die Hoffnung auf den Einzug in den Europacup wieder aufglühen ließ. Doch da analog zu den Vorjahren die vermeintlich entscheidenden Spiele mit Pleiten endeten, sprang in der Endabrechnung erneut nur der 10. Rang heraus. Das Ende von Murcia war infolgedessen besiegelt, und auch ein halbes Dutzend Spieler musste sich daran machen, sich eine neue Herausforderung zu suchen.
Für Saison 2006/07 stellte Atlético Madrid den Mexikaner Javier Aguirre als Cheftrainer vor, der in der Vorsaison, den Provinzverein Osasuna bis in die CL-Qualifikation führte. In gewohnter Manier schlugen die Rojiblancos auf dem Transfermarkt zu. Für die Rekordablösesumme von 23 Millionen Euro kam, der als Ausnahmetalent gepriesene Sergio Agüero, von Independiente. Mit Costinha, Maniche und Seitaridis (allesamt von Dynamo Moskau) wurden auch international erfahrene Kicker verpflichtet. Des weiteren kam mit Mista (Valencia) ein einstiger spanischer Nationalspieler und vom Nachbarn Real Madrid, der vielfache Jugendnationalspieler Jurado. Als Zielsetzung wurde erneut der Einzug in die Champions League genannt, doch die starke Konkurrenz und zu viele verlorene Heimspiele, auch gegen Absteiger wie z.B. Celta de Vigo, prägten eine der schwächsten Rückrunden der Geschichte, welche mit einem enttäuschenden 7. Platz endete, der immerhin noch zum Einzug in den UI-Cup ausreichte. Die Zukunft einiger Spieler und des Trainers standen in den Sternen, doch schlussendlich sprach man Aguirre das Vertrauen für eine weitere Saison aus.
Die Spielzeit 2007/08 war geprägt durch große Schwierigkeiten im Abwehrbereich, bei gleichzeitig glänzender Ausbeute des Sturmduos Agüero / Forlán, das den zu Liverpool abgewanderten Torres mehr als vergessen machte. Am Ende standen 66 Tore zu Buche, gleichzeitig gelang es der Mannschaft, in insgesamt sechs Spielen vier oder mehr Treffer zu erzielen. Fernab dieser Attraktivität gab es das übliche Auf und Ab mit glanzvollen Siegen, wie z.B. gegen Barcelona und bei Sevilla, nebst klassischer Pleiten gegen Hinterbänkler der Liga zu bewundern. Dank eines kaum mehr für möglich gehaltenen Endspurts, sowie diverser Patzer der Konkurrenz, sprang am Ende aber dennoch der 4. Platz heraus, der zur Teilnahme an der CL-Qualifikation berechtigte und den Club damit ganz nahe an die große Fußballbühne brachte. Im UEFA-Cup rückte man allerdings nur in die Runde der letzten 32 Clubs vor, wo man den Bolton Wanderers nach zwei schwachen Spielen unrühmlich unterlag.
Das Hauptaugenmerk für die folgende Saison lag auf der Verstärkung der Abwehr, für die mit Tomas Ujfalusi und Johny Heitinga international erfahrene Kräfte gewonnen werden konnten. Außerdem kam mit Gregory Coupet ein schlagkräftiger Keeper, der mit Leo Franco um den Stammplatz im Tor konkurrierte. Noch bevor die nationale Spielzeit startete, setzte Atlético mit einem 4:0-Erfolg über Schalke das erste Ausrufezeichen und kehrte damit nach zwölf Jahren wieder in die Königsklasse des Fußballs zurück. Dort schlug man sich mehr als wacker, verlor in der Gruppenphase kein Spiel und hätte beinahe sogar den FC Liverpool an der Anfield Road geschlagen. Erst im Achtelfinale setzte der FC Porto durch zwei Unentschieden aufgrund der Auswärtstorregel das Stoppschild. Dafür lief es in der Liga trotz abermals vieler torreicher Partien deutlich schlechter, so dass Coach Javier Aguirre Anfang Februar erlassen und durch den einstigen Keeper Abel Resino ersetzt wurde. Dieser schaffte schließlich die Wende, so dass dank einer Schlussserie von sechs Siegen in sechs Spielen abermals die CL-Quali glückte.
Verstärkt durch U-21-Nationalspieler Sergio Asenjo und Nationalverteidiger Juanito, ansonsten personell aber weitgehend unverändert, lief die Saison 2009/10. Im Ligabetrieb erwischte der Club einen schlechten Start und konnte erst am sechsten Spieltag den ersten Sieg landen. Coach Abel Resino musste gehen und wurde durch Quique Sánchez Flores ersetzt, der die Leistungen aber auch nicht zu stabilisieren vermochte, so dass noch einem ernüchterten Saisonverlauf am Ende der 9. Platz stand. Dafür triumphierte der Club in Europa: Zwar gab es in der Champions-League gegen Chelsea und Angstgegner Porto nicht zu bestellen, doch platzierte sich der Club noch vor Anorthosis, so dass man in der Europa-League weiterspielen durfte. Nach jeweils knappem Weiterkommen gegen Galatasaray, Sporting und Valencia stand im Halbfinale das Duell gegen Liverpool an. Nachdem Liverpool die 0:1-Hinspielpleite noch ausgleichen konnte, ging es in Anfield in die Verlängerung, wo Diego Forlán mit einem unvergessenen Treffer den Endspieleinzug sicherte. So stand Atlético am 12. Mai 2010 im Finale in Hamburg, wo als Gegner Fulham wartete. Ein umkämpftes, aber schwaches Spiel fand erst in der 116. Minute einen Sieger: Diego Forlán stach für die Rojiblancos, so dass sich Atlético zum ersten Mal seit 48 Jahren wieder einen Europapokal sicherte! Im Finale der Copa del Rey zog man indes gegen Sevilla den Kürzeren.
Mit einem geringfügig modifizierten Kader lief die Spielzeit 2010/11 an. Ein guter Saisonstart, der Sieg im Europäischen Supercup (gegen Inter) und ein weiterhin treffsicheres Sturmduo Agüero/Forlán weckten Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation, die sich jedoch schon bald verflüchtigten. Da man schlecht aus der Weihnachtspause kam und überdies gegen die direkte Konkurrenz Punkte ließ, resultierte ein Abrutschen ins Tabellenmittelfeld. Im Pokal setzte Real Madrid im Viertelfinale das Stoppschild, in der Europa League wurde noch nicht einmal die Gruppenphase überstanden. So war es auch frühzeitig abzusehen, dass Quique Sánchez Flores trotz des jüngsten Europa-League-Triumphes nicht zu halten sein würde. Positiv war jedoch zu vermerken, dass sich Atlético gegen Saisonende noch einmal steigerte, die neuerliche Teilnahme an der Europa League sicherte und nur knapp den Einzug in die Champions League verpasste.
„Projekt“ hieß das Stichwort vor der Saison 2011/12. Mit Agüero und Forlán hatte der Club sein langjähriges Sturmduo verloren, mit dem aufstrebenden Keeper De Gea und dem Tschechen Ujfalusi zudem weitere tragende Kräfte. Ihnen folgte ein ganzes Füllhorn an Neuzugängen, aus denen der Kolumbianer Falcao, Spielmacher Diego und Mittelfeldkraft Arda Turan herausragten. Das „Projekt“ bestand folglich darin, aus diesen Spielern ein neues Team zu formen. Zum Projektleiter wurde Gregorio Manzano erkoren, der seine Zelte somit zum zweiten Mal am Manzanares aufschlug. Doch statt sinnvoller Projektarbeit stellte sich nur Frust ein. Nach einem Füllhorn an Gegentoren, einem frühen Pokal-Aus gegen Albacete und nur wenigen Ligasiegen hatte Manzano nicht nur beim wütenden Publikum frühzeitig ausgespielt. Ohne den teilweise furios aufspielenden Falcao hätte Atlético zudem wohl auf den Abstiegsrängen überwintert. Grund genug, Manzano wieder vor die Tür zu setzen und mit Diego „Cholo“ Simeone einen Helden aus früheren Tagen zu verpflichten. Der Argentinier kam, sah und siegte. In der Liga stand nach zunehmender Stabilisierung am Ende abermals der undankbare 5. Platz, in der Europa League hingegen der neuerliche Finalsieg! Wie ein Irrwisch fegte das Team alle Gegner vom Feld und ließ am 9. Mai 2012 im Finale von Bukarest auch Athletic nicht den Hauch einer Chance. Selten hatte man einen so verdienten Europa-League-Sieger gesehen!
Der positive Saisonabschluss wurde in die Spielzeit 2012/13 übertragen. Diego Simeone baute auf dem vorhandenen Personal auf und begann die Saison mit einem mehr als deutlichen Sieg im Europäischen Supercup über Chelsea. In diesem Spiel hatte sich Falcao mit drei Treffern endgültig in die Weltklasse des Fußballs geschossen. Neben ihm wurden insbesondere auch Diego Costa, Filipe Luís und Keeper Courtois zu Entdeckungen. Mit einer Mischung aus spielerischer Klasse, konsequentem Abwehrverhalten und vollständig fehlendem Hochmut stürmte das Simeone-Team an die Tabellenspitze. Auch wenn diese gegen den übermächtigen FC Barcelona nicht zu halten war, wurde Real Madrid lange Zeit deutlich auf Schlagdistanz gehalten. Erst nach der Weihnachtspause fiel die Leistungskurve etwas ab, sodass zarteste Titelträume beerdigt werden mussten und auch in der Europa League gegen Rubin das Aus kam. Gleichwohl gelang der neuerliche Sprung ins Finale der Copa del Rey. Dort kam es zum großen Duell gegen Real Madrid im Estadio Bernabéu. Obwohl alle Wetten auf die Blancos lauteten und diese auch früh in Führung gingen, waren es am Ende die Rojiblancos, die als triumphaler Sieger den Platz verließen. Nach heroischer Aufholjagd schlug Miranda in der Nachspielzeit zum 2:1 für Atlético zu und machte damit den Triumph perfekt. Zweifellos einer der schönsten und dramatischsten Siege in der Copa del Rey! In der Liga stand in der Endabrechnung ein guter 3. Platz zu Buche.
Die Saison 2013/14 sollte dann aber alles in den Schatten stellen und zum großen Triumphzug von Atlético werden. Mit einem fast unveränderten Kader (wichtigste Änderung war der Zukauf von Villa für den abwandernden Falcao) gelang ein Start nach Maß, der erst am 9. Spieltag im ersten Punktverlust mündete. Neben dem neuerlichen Sieg im Estadio Bernabéu ließ auch ein formidabler 7:0-Sieg gegen Getafe aufhorchen. Obwohl Atlético zur Winterpause lediglich drei Spiele nicht gewonnen hatte, musste sich das Team die Tabellenführung mit Barcelona teilen. Gleichzeitig konnte in der Champions League der Einzug in die K.-O.-Runde frühzeitig gesichert werden. In der zweiten Saisonhälfte blieb Atlético entweder an der Tabellenspitze oder in unmittelbarer Reichweite dieser, sodass am Manzanares die Titelträume immer konkreter wurden. Parallel setzte die Simeone-Elf zum Marsch durch Europa an und bescherrte seinem Anhang nach Siegen gegen Milan (Achtelfinale), das hochdekorierte Barcelona (Viertelfinale) und Chelsea (Halbfinale) gleich mehrere magische Nächte. Atlético war wieder wer in Europa und stand im Finale der Königsklasse! In der Liga stand drei Runden vor Schluss ein Vier-Punkte-Vorsprung auf Verfolger Barcelona zu Papier, sodass der Titel schon eingetütet zu sein schien. Doch zwei unerwartete Punktverluste im typischen Atlético-Stil sorgten dafür, dass es am letzten Spieltag zu einem absoluten Endspiel bei Barcelona kam. Dort hieß das Motto „Alles außer verlieren“. Genau hier sah es nach einem frühen Gegentreffer aus, doch die Rojiblancos bewiesen Moral und kamen durch einen Godín-Kopfballtreffer zum Ausgleich. Dieses Ergebnis konnte bis zum Schluss gehalten werden, sodass am 17. Mai 2014 der Meistertitel gesichert war. Während die Barcelona-Anhänger fair applaudierten, ging bei Atlético alles im Jubel unter. Doch da stand noch das Champions-League-Finale in Lissabon an – ausgerechnet gegen Real Madrid. Dieses begann mit einer Schockminute, dem frühen Ausscheiden von Topstürmer Diego Costa! Gleichwohl gelang durch Godín die Führung, sodass alles für einen Atlético-Sieg sprach. Ein unglückliches Gegentor durch Sergio Ramos in der letzten Minute brachte Atlético zum Schweigen, ehe in der Nachspielzeit die Kräfte schwanden und die Simeone-Elf am Ende als tragischer Verlierer vom Platz ging. Damit erhielt die Legende vom Atlético-Unglück neue Nahrung, doch für die Fans blieb es eine magische Saison einer Mannschaft, die als solche im Wortsinne funktionierte und den Begriff der Willensstärke neu definierte. Diese Tage im Mai wird jeder Anhänger nie vergessen und sie haben das Zeug zur Legende.
Fast schon unspektakulär verlief dagegen die Saison 2014/15, welche durch einen personellen Umbruch geprägt war (u.a. Courtois, Villa, Filipe Luís, Alderweireld und Diego Costa gingen, es kamen u.a. Torres, Griezmann, Mandzukic). Angesichts dieses Umbruchs spielte Atlético eine formidable Runde, gewann zweimal gegen den Erzrivalen Real Madrid, hatte aber frühzeitig keine Möglichkeit mehr zur Titelverteidigung und landete am Ende auf einem guten 3. Rang. Als größtes Problem hatte sich die nach dem Abgang von Diego Costa mangelnde Durchschlagskraft im Sturm erwiesen, welche auch durch die abermals grandiose Abwehrleistung nicht kompensiert werden konnte. In der Champions League kam es im Viertelfinale erneut zum Duell gegen Barcelona, diesmal aber mit dem besseren Ende für die Katalanen. In der gleichen Runde kam auch in der Copa del Rey das Aus gegen Real Madrid.
Deutlich weniger personelle Änderungen standen zur Saison 2015/16 an. Verstärkt durch vorwiegend junge Spieler kam Atlético gut aus den Startlöchern und stand zur Saisonhälfte sogar an der Tabellenspitze. Anschließend konnte die Top-Form aber nicht gehalten werden, was angesichts abermals starker Konkurrenz von Real Madrid und insbesondere Barcelona nicht zu verkraften war. Zwar geriet auch Barcelona noch einmal in die Krise, doch rechtzeitig zum Saisonfinale erstarkten die Katalanen wieder, sodass es den Rojiblancos nicht mehr gelang, den Konkurrenten zu überholen. Am Ende hatte es zu einem guten 3. Platz gereicht (bei nur 18 Gegentreffern!) und – beinahe gar nicht mehr erwähnenswert – zu einem neuerlichen Sieg bei Real Madrid. Überschattet wurde die Saison aber durch den neuerlichen Triumphzug in der Champions League. Nach souveräner Gruppenphase zitterte sich Atlético im Achtelfinale zu einem Elfmeter-Weiterkommen gegen die PSV, ehe im Viertelfinale – zum dritten Mal in Folge – das Duell gegen Barcelona folgte. Dabei nahm die Simeone-Elf erfolgreich Revanche für die Vorjahrespleite und schickte Messi & Co. durch zwei Griezmann-Tore nach Hause. Im Halbfinale wartete der FC Bayern, der sich im Hinspiel prompt eine Pleite im Calderón abholte und dann im Rückspiel gefordert war. In einem legendären Spiel gerieten die Rojiblancos früh in Rückstand, konnten durch einen blitzsauberen Konter über Torres und Griezmann aber ausgleichen und sich kurz vor Schluss sogar einen verschossenen Elfmeter leisten. Finale! Dort wartete – diesmal in Mailand – wieder Real Madrid. Nach intensiven 90 Minuten stand ein 1:1 an der Anzeigetafel. Obwohl Atlético dem Siegtreffer nahe war, blieb das Tor verschlossen, sodass es ins Elfmeterschießen ging. Dort scheiterte Juanfran am Pfosten (und anschließend auch noch Griezmann), sodass die Trophäe abermals zum „falschen“ Madrider Klub wanderte und Atlético wieder einmal „nur“ die Herzen der Zuschauer gewann. Die Markenzeichen der 2015/16-Elf waren mit denen der 2013/14-Elf fast identisch: Heroischer Kampfgeist, mannschaftliche Geschlossenheit und das – zumeist – gnadenlose Ausnutzen der sich bietenden Chancen. Cholismus eben.
Der Transfermarkt im Sommer 2016 verlief am Manzanares eher verhalten. Fernando Torres wurde vom AC Mailand fest verpflichtet, dazu kam u.a. mit dem Argentinier Nico Gaitán vom SL Benfica einer der größten Stars der portugiesischen Liga. Verlassen hat Atlético u.a. Joshua Guilavogui, der in zwei Jahren in Madrid nie das erhoffte Niveau erreichte und suchte nun (wohlgemerkt mit Erfolg) sein Glück in der Bundesliga beim VfL Wolfsburg.
Mit zwei Remis gegen Alavés und Leganés begann die Saison 2016/17 eher enttäuschend, ab September konnte Atlético sich deutlich verbessern, sodass man nach dem 7. Spieltag und dem Sieg in Valencia (2:0) von der Tabellenspitze grüßte. Es folgte ein Schützenfest gegen Granada (7:1) und ein Dämpfer in Sevilla (0:1), infolge dessen man den ersten Platz abgeben musste. Im Monat November hatte sich das Thema Meisterschaft endgültig erledigt. Die Niederlage in San Sebastián (damals eine Art Angstgegner) und allen voran die äußerst schmerzhafte Abreibung gegen Real im Estadio Vicente Calderón (0:3 mit einem Hattrick von Cristiano Ronaldo), dazu eine sehr starke Form von Real im Herbst 2016, führten dazu, dass zu Weihnachten der Abstand zwischen Atlético und dem Rivalen aus dem Norden der Stadt bereits satte neun Punkte betrug.
Umso besser präsentierten sich die Colchoneros in den anderen Wettbewerben. Man konnte in der Champions League die Gruppe (u.a. mit dem FC Bayern) als Erster abschließen, dazu zog man im Winter 16/17 ins Halbfinale der Copa del Rey ein, wo man gegen den FC Barcelona leider den Kürzeren zog (1:2 und 1:1).
Im Frühjahr 2017 sorgten die Rojiblancos wieder für Furore in der Champions League: Im Achtelfinale schaltete Atlético nach einem spektakulären 4:2 in Leverkusen die Werkself aus, im Viertelfinale setzten sich die Colchoneros gegen Leicester City durch. Im Halbfinale kam es quasi zu einem vorgezogenen Finale, denn es standen sich schon wieder Real Madrid und Atlético de Madrid gegenüber. Und leider erwischte Cristiano Ronaldo erneut einen Sahnetag und schoss im Alleingang die Colchoneros mit 3:0 aus dem Santiago Bernabéu. Das 2:1 im Rückspiel war leider zu wenig.
Die Saison 2016/17 schloss Atlético als Tabellendritter ab, am letzten Spieltag konnten die Mannen von Diego Simeone Athletic Club mit 3:1 besiegen. Dieses Spiel, auch wenn es tabellarisch lediglich um die goldene Ananas ging, war trotzdem eines der emotionalsten in der jüngsten Geschichte von Atlético de Madrid. Denn am 21. Mai 2017 endete nach über 50 Jahren die Geschichte eines der markantesten Stadien im europäischen Fußball. Irgendwie symbolisch zum allerletzten Spiel im Estadio Vicente Calderón waren auch die Torschützen: zweimal Fernando Torres und Ángel Correa (das letzte Tor am Manzanares in der 89. Spielminute), der damals noch nicht erahnen konnte, dass er nicht nur wegen dieses Treffers in die Annalen von Atlético eingehen wird.
„Koffer packen“ hieß die Devise für die Sommermonate 2017, denn ein großer Umzug stand bevor. Ein Plan, bei dem der Verein ein brachliegendes Grundstück gleich hinter der Stadtgrenze kauft und innerhalb von drei Jahren dort ein nagelneues Stadion baut, wäre zu langweilig gewesen und zur zum Teil chaotischen Geschichte Atléticos gar nicht so richtig passend. So wurde die Geschichte des Umzugs vom Estadio Vicente Calderón in das neue Stadion zu einer 2007 begonnenen Saga mit zahlreichen chaotischen Wendungen zwischen dem Verein und der lokalen Verwaltung, deren Analyse den Rahmen unserer Chronik definitiv sprengen würde.
Letztendlich gewann die Vernunft die Oberhand und der Umzug stellte einigermaßen eine Win-win-Situation dar: Atlético bekam ein nagelneues, hochmodernes und größeres Stadion (zunächst für 67.500 Zuschauer gegenüber 54.000 am Manzanares), zusätzlich konnte man am Verkauf der Fläche im Süden Madrids an Bauunternehmen gut verdienen. Die Stadt wiederum konnte einen richtigen Klotz am Bein endlich loswerden und ein Leichtathletikstadion, das kaum benutzt wurde und ohne gründliche Sanierung wohl eingestürzt wäre, in eine architektonische und multifunktionale Veranstaltungsperle umwandeln.
Transfertechnisch durfte im Sommer 2017 nicht sonderlich viel passieren, denn die Rojiblancos waren von der FIFA wegen „unsauberer“ Verpflichtungen minderjähriger Spieler mit einer Transfersperre belegt worden. Auf der Abgangsseite befand sich dennoch der Portugiese Tiago, der sechs Jahre lang die Geschicke im rot-weißen Mittelfeld lenkte, in der vergangenen Saison jedoch immer sporadischer eingesetzt wurde. Erwähnenswert ist jedenfalls eine Neuerung, die auf wenig Gegenliebe in der Fangemeinschaft stieß: Im Zuge der neuen Marketingstrategie des Vereins wurde das Vereinslogo „vereinfacht“ und den Erfordernissen des modernen Merchandisings angepasst. Zum Glück für alle Fußballromantiker wird diese Entscheidung in ein paar Jahren noch rückgängig gemacht werden.
Durch die letzten Feinarbeiten am neuen Stadion, das nun den offiziellen Namen „Estadio Wanda Metropolitano“ trug, mussten die Colchoneros die ersten drei Partien (eigentlich vier, wenn man das Champions-League-Spiel in Rom dazu rechnet) auswärts bestreiten. Und dann, am 16. September 2017, erfolgte die Premiere im neuen Metropolitano: Atlético besiegte den FC Málaga mit 1:0, das goldene und erste Tor im neuen, natürlich restlos ausverkauften Fußballtempel der Rojiblancos erzielte Antoine Griezmann in der 61. Spielminute.
Grundsätzlich tat sich Atlético in der Hinrunde äußerst schwer. In der Champions League gelang nur ein einziger Sieg (2:0 gegen den AS Rom), somit schied man bereits in der Gruppenphase aus und landete in der Europa League. In der Liga spielten die Rojiblancos zwar wie gewohnt oben mit, die spielerischen Darbietungen vor allem in der Hinrunde waren jedoch alles andere als vergnügungssteuerpflichtig und dem souveränen Tabellenführer aus Barcelona konnte man kaum Paroli bieten.
Auf die schwächelnde Offensive reagierte man bereits im Herbst 2017 und konnte sich schnell auf die Rückkehr von Diego Costa einigen, der beim Chelsea FC aussortiert worden war. Zwar durfte er schon seit Oktober in Madrid mittrainieren, spielberechtigt war er jedoch erst im Januar 2018. Im Winter verließen zudem Nico Gaitán und Yannick Carrasco den Verein, indem sie dem Ruf des großen Geldes aus China folgten.
Die Rückrunde sah schon viel besser aus, was auch mit der Formexplosion von Antoine Griezmann zusammenhing (u.a. vier Tore gegen Leganés oder ein Hattrick beim 5:2 in Sevilla eine Woche zuvor). Für Furore sorgte Atlético Madrid in der Europa League, wo man vor allem auswärts glänzte: 4:1-Sieg beim FC Kopenhagen oder 5:1 in Moskau gegen Lokomotive sprachen Bände. Nach dem ausgeglichenen Viertelfinale gegen Sporting aus Lissabon (2:0 und 0:1) wartete mit dem Arsenal FC ein echtes Schwergewicht aus England im Halbfinale.
Nach dem äußerst hart erkämpften 1:1 im Emirates Stadium (nach der Gelb-Roten Karte für Sime Vrsaljko bereits in der 10. Minute spielten die Colchoneros über 80 Minuten in Unterzahl) gewann Atlético im Metropolitano mit 1:0 und zog demnach ins Finale der Europa League ein. Im Finale in Lyon trafen die Rojiblancos auf Olympique Marseille. Ähnlich wie 2012 ließ man dem Gegner keine Chance und Atlético gewann mit 3:0 hochverdient den dritten Europa-League-Titel in nicht einmal zehn Jahren. Zwei Tore vom erneut herausragenden Antoine Griezmann sowie das Abschiedstor von Gabi, dem langjährigen Kapitän der Colchoneros, der nach der Saison den Verein verlassen sollte, machten im rot-weißen Teil der Stadt die Nacht zum Tag und die Fuente de Neptuno nach vier Jahren wieder zur großen Partymeile.
Ein Highlight hatte die Saison 2017/18 noch in petto. Am letzten Spieltag wurde neben Gabi eine weitere Legende im Estadio Metropolitano gebührend verabschiedet: Fernando Torres, el Niño aus Fuenlabrada, verließ die große Fußballbühne. Beim 2:2 gegen Eibar schoss er standesgemäß zwei Tore für die Gastgeber und sagte anschließend Adiós!
Ohne Fernando Torres und Gabi, dafür aber mit Rodri, dem neuen 22-jährigen Shootingstar, der aus Villarreal zu seinem Jugendclub zurückkehrte, sowie mit dem Kroaten Nikola Kalinić, der vom AC Mailand kam, startete Atlético Madrid in die Saison 2018/19. Zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins standen sogar drei aktuelle Weltmeister im rot-weißen Kader: Antoine Griezmann, Lucas Hernández sowie Thomas Lemar, der vor der Saison vom AS Monaco verpflichtet wurde.
Weltmeisterlich begann auch die neue Spielzeit. Im UEFA-Supercup-Spiel im weit entfernten Tallinn schlugen die Rojiblancos Real Madrid, den Champions-League-Sieger 2018, mit 4:2 nach einer furiosen Verlängerung. Doppelpacker Diego Costa, Saúl und Koke schrieben Geschichte und holten den dritten Supercup nach 2010 und 2012 wieder nach Madrid.
Nach einem eher durchwachsenen Ligastart kam Atlético immer wieder auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze, verpasste dennoch durch unnötige Unentschieden gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte (u.a. Leganés, Girona) regelmäßig den Sprung an die Spitze. Da vor allem die Stürmer hinter Antoine Griezmann (Diego Costa, Kalinić, Correa) kaum für Torgefahr sorgten, reagierten die Verantwortlichen im Januar, indem sie den Wandervogel Álvaro Morata, der auch zwei Jahre in den 2000ern in den Jugendmannschaften Atléticos verbracht hatte, vom Chelsea FC verpflichteten (Leihbasis für zunächst eineinhalb Jahre).
Auch wenn Morata die Erwartungen erfüllen konnte, leisteten sich die Colchoneros einige Ausrutscher, die letztendlich – abgesehen vom Supercup – zur titellosen Saison führten. Im Copa del Rey schied Atlético bereits im Achtelfinale gegen Girona aus (1:1 auswärts und 3:3 im heimischen Metropolitano mit dem Ausgleich der Gäste kurz vor dem Schlusspfiff). Im Achtelfinale der Champions League konnte ein komfortabler Vorsprung aus Madrid (2:0 gegen Juventus) in Turin noch verspielt werden (0:3 mit einem Hattrick von … Cristiano Ronaldo).
In der Liga verlor man im Februar durch zwei Niederlagen nacheinander (0:1 in Sevilla gegen Betis und 1:3 zu Hause gegen Real Madrid) ein wenig den Kontakt zum Tabellenführer aus Barcelona. Nach einer 0:2-Niederlage im Camp Nou Anfang April war klar, dass diese Saison an der Fuente de Neptuno nichts mehr zu feiern geben würde. Immerhin verteidigten die Rojiblancos den zweiten Tabellenplatz mit stolzen acht Punkten Vorsprung vor dem Nachbarn aus dem Norden der Stadt.
Der zweite Tabellenplatz sollte dennoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Mannschaft in einigen Partien einigermaßen uninspiriert, wenn nicht sogar lethargisch aufgetreten war. Ansonsten weckten immer mehr Rojiblancos Begehrlichkeiten der ganz Großen in der Fußballwelt. Es kam somit zum wohl spektakulärsten Transfersommer in der Geschichte von Atlético Madrid.
Allen voran unterlag Antoine Griezmann den Avancen des FC Barcelona und wechselte für die festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 120 Millionen Euro in die Gaudí-Metropole. Seinen Schritt, den er relativ schnell bereuen sollte, begründete er mit mentaler Erschöpfung in Madrid und dem Wunsch nach neuen Herausforderungen. Wie so oft bei solchen Wechseln verlief nicht alles harmonisch und geräuschlos, da wir jedoch die Informationen nur aus Presseberichten beziehen (und sich die aus Madrid und Barcelona fast immer unterscheiden), wird dieses Thema hier nicht weiter vertieft.
Neben Griezmann verließ mit Lucas Hernández der zweite Weltmeister das Metropolitano (für 80 Millionen Euro zum FC Bayern München). Ansonsten ließ Rodri – zur großen Enttäuschung vieler Fans der Rojiblancos – nach nur einem Jahr im Verein seine Ausstiegsklausel aktivieren (70 Millionen Euro) und wechselte zu Manchester City. Altersbedingt verließen mit Juanfran, Diego Godín und Filipe Luís die letzten großen Helden der glorreichen 2010er-Jahre ebenfalls den Verein.
Das eingenommene Geld wurde zum Teil sofort reinvestiert. Für 126 Millionen Euro (der teuerste Transfer in der Vereinsgeschichte) kam der erst 20-jährige João Félix, das Wunderkind des portugiesischen Fußballs, von Benfica Lissabon. Neue Gesichter im Kader waren zudem die Brasilianer Renan Lodi (Athletico Paranaense) und Felipe (FC Porto), der Engländer Kieran Trippier (Tottenham Hotspur), Mario Hermoso (Espanyol Barcelona) sowie Marcos Llorente (Real Madrid). Insbesondere die Verpflichtung von Llorente erhitzte die Gemüter im Norden der Stadt, schließlich gehörten sein Großonkel (Francisco Gento) sowie sein Vater (Paco Llorente) zu Leistungsträgern bei den Blancos.
Mit über 30 Zu- und Abgängen war der ganz große Umbruch im Sommer 2019 perfekt. Trotz der personellen Revolution starteten die Rojiblancos mit drei Siegen recht gut in die Saison 2019/20 und grüßten Anfang September vom Platz an der Sonne. Nach der „obligatorischen“ Niederlage in San Sebastián am 4. Spieltag begann eine recht ungewöhnliche Phase der Colchoneros. Zwischen Mitte September und Mitte Dezember holte man acht Unentschieden (vier davon endeten 0:0), sodass man zeitweilig aus den Top 4 rutschte. Eine der schwächsten Phasen unter Diego Pablo Simeone, allerdings vor dem Hintergrund des massiven Umbruchs im Sommer wenig überraschend.
Rund um die Jahreswende konnte Atlético zwar drei Spiele in Folge in der heimischen Liga gewinnen, im Januar folgte dennoch eine Riesenblamage im Copa del Rey: Nach einer 1:2-Niederlage in León gegen den Drittligisten Cultural Leonesa verabschiedeten sich die Colchoneros früh aus dem Wettbewerb. In der Champions League hingegen konnte man eine herausfordernde Gruppe mit Juventus und Bayer Leverkusen überstehen, im Achtelfinale wartete auf Atlético kein Geringerer als der Titelverteidiger mit Jürgen Klopp an der Seitenlinie.
Nach dem 1:0-Sieg im Metropolitano spielten die Rojiblancos im Anfield eines der größten Spiele ihrer Vereinsgeschichte. In der 4. Minute der Verlängerung erhöhte Roberto Firmino auf 2:0 für den Liverpool FC, noch vor dem Seitenwechsel konnte Marcos Llorente die Führung der Gastgeber mit zwei Treffern egalisieren. Kurz vor dem Schlusspfiff stellte Álvaro Morata das Spiel ganz auf den Kopf und erzielte den goldenen Siegtreffer.
Es passt irgendwie zur Ironie der Geschichte, dass im Moment eines großen Triumphs der Rojiblancos die Lichter wortwörtlich ausgingen. Allerdings nicht nur im rot-weißen Teil Madrids, sondern auf dem ganzen Kontinent. Ein neuartiges Virus aus China namens Corona zwang seit Mitte Februar die Gesundheitssysteme in den meisten Ländern in die Knie, und somit ergriff auch die spanische Regierung drastische Maßnahmen zur Bekämpfung der neuen Pandemie. Seit Mitte März rollte europaweit kein Ball mehr über die grünen Wiesen, sodass der euphorische Sprint Diego Simeones zu den feiernden Spielern nach dem Siegtor von Morata der letzte Live-Blick auf die schönste Nebensache der Welt für lange drei Monate bleiben sollte.
Im April 2020, als die Fußballwelt stillstand, wurde die rot-weiße Familie durch eine traurige Nachricht zusätzlich erschüttert: Radomir Antić, der als Trainer von Atlético Madrid 1996 das einzige Double in der Vereinsgeschichte gewinnen konnte, starb am 6. April nach langer Krankheit in einem Madrider Krankenhaus.
Die restlichen elf Spieltage der Saison 2019/20 wurden im Juni und Juli im Rahmen regelmäßiger englischer Wochen nachgespielt. In der „neuen Realität“ – ohne Fans in den Stadien, mit regelmäßigen Corona-Tests und Spielern, die sich z.B. in Valencia im Mannschaftsbus umziehen mussten (die zu kleinen Umkleidekabinen im Estadio Mestalla erfüllten nicht die Corona-Auflagen der Behörden) – blieben die Colchoneros unbesiegt (sieben Siege, vier Remis) und erreichten souverän den dritten Platz.
Es blieb noch die Champions League, in der die Jungs von Diego Simeone den Titelverteidiger bereits im März ausgeschaltet hatten. Die UEFA organisierte daraufhin ein Finalturnier ohne Rückspiele im August 2020 in Lissabon (aufgrund der zu diesem Zeitpunkt europaweit niedrigsten Inzidenz). Die schöne Stadt am Tejo war jedoch erneut kein gutes Pflaster für Atlético in der Königsklasse, und die Rojiblancos verloren im Viertelfinale knapp mit 1:2 gegen Leipzig.